A Kommentar

Erzähltes & Ungesagtes meiner Großeltern W. und O. Nagel

In wenigen Tagen ist der 8. März – der Internationale Frauentag.
Am 19. Dezember 1908 rief die Frauenorganisation der Sozialistischen Partei Amerikas erstmals einen „Frauentag“ ins Leben. Geplant war eine Demonstration für das Frauenwahlrecht an jedem letzten Sonntag im Februar. Erstmals demonstrierten die Frauen am 28. Februar 1909.
Die deutsche Sozialistin Clara Zetkin nahm die Idee auf. Auf dem zweiten Kongress der sozialistischen Internationale in Kopenhagen stimmten 100 Frauen aus 17 Ländern für einen Vorschlag der deutschen Delegation. Ein Frauentag soll den Kampf für deren Rechte und für das Frauenwahlrecht unterstreichen. Das war im August 1910. Gut ein halbes Jahr später gab es einem ersten Aufruf von Gewerkschaften, Sozialdemokraten und Sozialisten zu einem „Ehrentag“ für Frauen. Am 19. März 1911 forderten etwa eine Millionen Menschen in Deutschland, Österreich, Dänemark und der Schweiz ein Wahlrecht für Frauen und gleiche Rechte für Frauen im Arbeitsleben.


Außer in Finnland waren zu diesem Zeitpunkt nirgends in Europa Frauen zur Wahl zugelassen.
Der Internationale Frauentag ist seit 2019 ein Feiertag in Berlin. Damit ist Berlin das erste und bislang einzige Bundesland, das den Internationalen Frauentag zum gesetzlichen Feiertag erklärt hat.
Internationaler Frauentag – was denke ich darüber? Aufgewachsen in einem offenen Elternhaus, kannte ich keine Trennung zwischen Mann und Frau. Schon meine Großeltern haben gemeinsam in der NS-Zeit gegen den Faschismus gekämpft. Meine Großmutter war eine starke Frau, sie gab ihrem Mann den nötigen Halt.
Als ich Anfang der 1970er Jahre auf die Welt kam, ging meine Mutter arbeiten. Meine Eltern leiteten ein Museum. Immer gleichberechtigt, hatte jeder von ihnen seinen Anteil an der täglichen Arbeit.
Erst viel später verstand ich, warum meine Mutter mir wohl meinen Vornamen gegeben hat. Für mich ist es eine Botschaft, ein Auftrag für mein Leben. Nach dem gleichnamigen Buch des isländischen Schriftstellers Halldór Laxness heiße ich „Salka-Valka“. Der Roman spielt in Island. Anfang des 20. Jahrhunderts kommt Salka mit ihrer Mutter in ein armseliges Fischerdorf. Das Mädchen kämpft sich durch das Leben. Immer wieder erfährt sie, wie schwer es ist, ein Mensch zu sein. Laxness stellt Salka als eine zupackende Frauenfigur dar, die sich gegen soziale Missstände und Ungerechtigkeiten erhebt. Dennoch sagt sie zum Ende des Buchs von sich: „Ich bleibe weiter das ans Ufer getriebene Stückchen Holz, das ich gewesen bin."
Das Buch erschien Anfang der 1930er Jahre in Island, ab den 1950er Jahren erschien die deutsche Übersetzung.
All das konnte ich unseren 3 Mädchen mit auf den Lebensweg geben. Als Elternpaar zeigten wir unseren Kindern, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein. Miteinander zu leben. Jeder gibt dem anderen Halt, egal wie schwer der Weg in einer Partnerschaft, in der Familie insgesamt, ist.
Unsere Mädchen gehen selbstbewusst ihre schulische und berufliche Laufbahn. Ohne Wenn und Aber – und das ist gut so.