Rock/Pop-CDs

    Erzähltes & Ungesagtes meiner Großeltern W. und O. Nagel

    Als das aktuelle Album von Minck bei mir im CD-Player landete, dachte ok Singer Songwriter, dann dachte ich, das ist nicht meins, es nervt. Später sah ich ein Video des Künstlers an. Mir wurde schnell klar, dass zwischen ablehnen und richtig gut finden noch so viel mehr passieren kann. Wen der Künstler damit genau ansprechen will, ist sein Geheimnis. Es ist wie oft man mag es oder eben nicht. Und das macht ja auch gute Kunst aus. Polarisieren. In Deutschland, wo seit jeher zwischen E- und U-Kultur unterschieden wird, müssen Künstler sich festlegen. Minck tut es nicht. Minck ist Minck.
    Aber eine kleine Gemeinde eingeweihter Kenner labt sich zwar noch heute an den vier zwischen 2005 und 2012 veröffentlichten Alben seines minimalistischen Pianopop-Duos WOLKE, und auch als Sänger und Songwriter der aus Wolke hervorgegangenen Rockformation DIE SONNE flog ihm so manches Herz zu – eine stabile Karriere ließ sich zwischen den Stühlen aber nicht errichten.


    Im Frühjahr erschien sein Solo-Album „Einsame Inseln“. Das neue Werk markiert nun den Schritt in die längerfristige Selbstständigkeit. Darauf werden die Extreme ausgelotet: Der Song Echt z.B. bietet düstere Entfremdung ohne doppelten Boden.
    Alle Songs wurden in Heimarbeit mithilfe analoger und elektronischer Instrumente skizziert, erst dann wurden sie im Studio des Produzenten und Die-Sonne-Gitarristen Boris Rogowski noch einmal auf Herz und Nieren geprüft, frisiert und veredelt.
    „Ich werd mich niemals ändern“, singt Oliver Minck in einem „My Way“ für Loser – und hiermit ist die Agenda auch schon auf den Punkt gebracht:
    Noch immer unterwandert er die Gefälligkeit, kontert leichtfüßigen Pop mit beißender Melancholie und dunklem Humor, lässt der Freude ihren Raum, aber eben auch dem Leid. Und wen das alles überfordert, dem ist leider nicht zu helfen. Die erste Single „Heute“ ist dann auch ein Paradebeispiel für die MINCK‘sche Weltanschauung: eine Mischung aus flockigen Gitarren und groovenden Elektrobeats, gekrönt von einer geradezu unverschämt eingängigen Melodie. Gute Laune im Überfluss. Eigentlich – denn trotz aller Euphorie ist der Abgrund natürlich nicht fern: „Morgen ist Krieg, aber nicht heute, heute haben wir uns lieb.“

    Man kann die CD ruhig öfters hören, dann erschleissen sich alle Botschaften.