Sachsen-Anhalts Grüne haben Ismet Tekin mit dem Hans-Jochen-Tschiche-Gedenkpreis ausgezeichnet, weil er als Überlebender des antisemitischen und rassistischen Anschlags vom 9. Oktober 2019 in Halle gegen das Schweigen und Vergessen kämpft.
„Ismet Tekin gibt nicht auf und trotz einiger Gegenschläge auch nicht nach“, hieß es in der Würdigung. „Gemeinsam mit der Soligruppe ‚Tekiez‘ hat er den ehemaligen Dönerimbiss in der Ludwig-Wucherer-Straße zu einem Gedenk-, Bildungs- und Gesprächsort umgestaltet.“
Der „Kiez-Döner“ war am 9. Oktober 2019 in der Nähe der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Halle zum Tatort eines Terroranschlags geworden. Der Täter beschoss den Laden und tötete einen 20 Jahre alten Gast. Zuvor hatte er vergeblich versucht, in die Synagoge zu gelangen. Der Rechtsextremist und Antisemit erschoss außerdem eine 40 Jahre alte Passantin.
Zweiter Träger des diesjährigen Hans-Jochen-Tschiche-Gedenkpreises zur Förderung von Engagement und Demokratie ist Ruben Herm. Mit ihm würdigen die Grünen das Engagement der Arbeitsgemeinschaft „MeGa - Mauern einreißen, Grenzen abbauen“ der AWO in Hötensleben. Sie arbeitet am Grünen Band entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. „Mit dem größten Einheitsgraffitio Sachsen-Anhalts, dem jährlichen Einheitsbuddeln direkt am Grünen Band, jährlichem Stolpersteinputzen sowie Stolperstein- und Schwellenverlegungen werden regelmäßig Grenzen überwunden“, hieß es in der Würdigung.
Der Tschiche-Preis ist nach dem Ehrenvorsitzenden der sachsen-anhaltischen Grünen benannt und wird alle 2 Jahre vergeben. Übergeben hat den Preis Antje Wilde, die Lebensgefährtin des verstorbenen Tschiche.
Der Preis soll Menschen auszeichnen, die sich für
offene, plurale und demokratische Gesellschaft in Sachsen-Anhalt eintreten.
Tschiche engagierte sich in der Friedensbewegung in der DDR und war Gründungsmitglied der Bürgerbewegung Neues Forum. Nach 1990 war er Politiker der Partei Bündnis 90/Die Grünen u.a. im Landtag von Sachsen-Anhalt.