A Kultur

    Erzähltes & Ungesagtes meiner Großeltern W. und O. Nagel

    Groove, Sound, Magie, Inspiration, hohes Handwerk


    Drei Tage volle Drönung. Die Hütte ausverkauft. Wirklich spannend. Das Pulbikum gierig nach Gitarrenmusik.
    Den Anfang machten Hands on Strings (Thomas Fellow/Stephan Bormann).  Vom ersten Ton an absolute High Voltage. Was der Thomas so mit seiner rechten Hand spielt! Fast etwas unheimlich. Eine Mischung aus klassischer Zupftechnik, Hammerings und tausend anderen Dingen. Dazu immer wieder coole Flagolett-Einwürfe. Stephan kam mit einem Intrument nicht aus. Am meisten bleibt mir das Stück Conga im Kopf, vielleicht weil es in den Achzigern ein echter Chartbraker war. Auf der CD Prometheus wird dieses Stück von einer Mandoline gespielt. Hier hatte Stephan diese ersetzt und das Ganze mit der Ukulele zelebriert. Das Stück vom Popsound befreit. So klingen gute Popsongs bei den Masters of Guitar.

    Das Rafael Cortes Trio bestritt den zweiten Teil des Abends. Flamenco in Reinstform. Mein absoluter Favorit des Abends: Eine oberamtliche Interpretation des Chick Corea-Klassikers Spain.
    So energiegeladen und mit einem fantastischen Intro. Chick Corea wäre vielleicht ein wenig neidisch. Natürlich durfte Mediterranean Sundance nicht fehlen.

    Am zweiten Tag dann zuerst Sönke Meinen, Absolvent der Dresdner Musikhochschule. Der Gitarrist hat eine wirklich freie und unbändige Spielweise. Ich habe so etwas vorher noch nicht gehört. Das Setup bestand aus eigenen Kompositionen, alle sehr dicht, trotzdem transparent. Das Stück Homeland sprieb Sönke auf dem Weg von Dresden nach Emden, wo er zu hause ist. Er hat es seinen Eltern gewidmet. Otto, der berühmteste Friesenjung unserer Zeit soll gesagt haben, daß Sönke das beste ist, was es unter der ostfriesischen Sonne gibt.

    Dann kam Jule Malischke auf die Bühne. Singer/Songrwiter? Das ist zu wenig. Zu dem wunderbaren Gitarrensound gesellte sich eine angenehme Stimme. Eher eine siebente Saite der Gitarre. Obwohl – umgehrt benötigt ihr Gesang eigentlich keine Ergänzung. Jule hat erst die Meisterklasse im Fach Gitarre an der Musikhochschule Dresden mit Bravour abgeschlossen. Das hört man auch.

    Den Abend beschloss Shane Hennessy. Soundmaster of Fingerpicking. Spaß und Spielfreude vom ersten Ton an. Er überraschte das eine und andere mal. Sein Stück Marakesch brachte auf sehr schöne Weise die Magie dieses Ortes rüber. Besonders beeindruckt war ich von seinem Neil Rodgers-Medley. Mit David Bowies Lets Dance ging dann dieses Stück zu Ende.
    Das Absolute Highlight des Abends: Jule, Shane, Sönke und Stephan spielten Stevie Wonders Sir Duke. Im wahrsten Sinne des Wortes unerhört und einmalig.

    Am Sonntag stand Adam Ben Ezra auf der Bühne. Der Mann am fünfseitigen Kontrabass aus Tel Aviv. Sphärische Sounds, Groove, Samples, Worldmusic. Ein Zauberer. Eine One Man Band. Adam verschohnte sein Publikum mit allzu viel Gerede. Statt dessen gab es satt auf die Ohren. Dann bot der Saitenkünstler noch eine Homage an den großen Paco de Lucia. Wahnsinn. Den Bass hat Adam bearbeitet, als ob er die Gitarre erfunden hat. Aber halt, da wäre noch der Klavierpart und  die Klarinette. In seinen Soundteppich fügte sich hier und da seine Stimme. Etwa eine Stunde lang hielt er alle in Atem.

    Das Publikum foderte schonungslos Zugaben und belohnte alle Künstler mit Standing Ovations.
    Ein sehr gelunges Festival, das nach Wiederholung schreit. Übrigens hat der anwesende Minister für Kultur vor dem Publikum für eine weitere Auflage geworben.

    bernd schallenberg