200415 Interview mit Sabine Ebert zum Buch "1815. Blutfrieden"
Leipziger Buchmesse 2015 Interview mit der Autorin Sabine Ebert zu ihrem Buch "1815. Blutfrieden".
Operationen gegen Hitler
Die NS-Zeit rückt immer wieder in unser Gedächtnis. Vor allem aber die Frage der Schuld. Worin machen wir fest, wer Täter und Unterstützer der Nazis war? Der Historiker Christian Hardinghaus setzt sich in seinem aktuellen Buch „Ferdinand Sauerbruch und die Charité. Operationen gegen Hitler“ mit dieser Thematik intensiv auseinander.
Der Chirurg Ferdinand Sauerbuch war für Hardinghaus der ausschlaggebende Punkt. Ein Arzt, der Zeit seines Lebens und auch noch Jahre nach dem Tod als Chirurg und als Leiter der Berliner Charité weltweit ein hohes Ansehen hatte. Aber genau das war es, was für die Nazis unter Hitler so interessant war. Sauerbruch als „Aushängeschild“, eine Person mit der sich das Dritte Reich einen guten Namen machen konnte. Die Folge Auszeichnungen, besondere Posten für Ferdinand Sauerbruch.
In den letzten Jahren rückte er so als Arzt in der NS-Zeit in ein anderes Licht. Inzwischen ist Ferdinand Sauerbuch zum NS-Täter degradiert. Der Historiker Christian Hardinghaus versuchte diesen Anschuldigungen nachzugehen. Für ihn war es wichtig, verschiedenste Quellen zu nutzen. Ähnlich einem Puzzle setzte der Historiker Stück für Stück ein neues Bild vom Arzt Ferdinand Sauerbuch zusammen. Die bedeutendste aller Quellen ist das bisher unbekannte Tagebuch des elsässischen Chirurgen Adolphe Jung, einem Kollegen von Sauerbruch. Der Sohn hat es Hardinghaus exklusiv für das Buch zur Verfügung gestellt. Das Tagebuch, aber auch zahlreiche archivierte Interviews und Briefe, die der Autor nutzen konnte, geben dem Buch etwas sehr authentisches.
Es ist eine Reflexion insbesondere der Zeit der NS-Diktatur. Anhand von verschiedenen Personen im Umfeld von Ferdinand Sauerbruch und dem Arzt selbst, zeigt Christian Hardinghaus den stillen Widerstand auf, den diese geleistet haben. Sie halfen Verfolgten des NS-Regimes und traten der Macht der Nazis insbesondere von Hitler entschieden entgegen und schwächten diese Zunehmens.
Die Ausführungen des Autors zeigen sehr deutlich „dass wir lernen sollten, sensibler und präziser mit der Geschichte umzugehen.“, wie Hardinghaus selbst schreibt.